Tibets Exil-Parlament tagt
Das tibetische Exil-Parlament kommt an diesem Montag zu Beratungen über den Rückzug des Dalai Lama aus der politischen Verantwortung zusammen. Parlamentssprecher Penpa Tsering sagte am Sonntag im nordindischen Dharamsala, zu Beginn der elftägigen Sitzung werde eine Botschaft des Dalai Lama verlesen werden. "Danach wird die Sitzung vertagt, um den Mitgliedern Zeit zu geben, das Gesuch Seiner Heiligkeit zu verstehen."
Am Dienstag würden Beratungen über die vom Dalai Lama vorgeschlagenen Verfassungsänderungen beginnen, sagte Tsering. "Das könnte eine weit reichende Änderungen sein, deshalb können wir nicht in ein paar Tagen entscheiden." Die Meinung aller Tibeter müsse berücksichtigt werden. Der 75-jährige Dalai Lama fungiert für die exiltibetische Regierung als "Staatsoberhaupt".
Dalai Lama: "Solides System schaffen"
Zu Beginn der Beratungen hat der Dalai Lama das tibetische Exil-Parlament offiziell um die Entbindung von seinen politischen Aufgaben gebeten. Die Exil-Regierung müsse selbstständig werden, ohne auf den Dalai Lama angewiesen zu sein, hieß es in einer Botschaft des Oberhauptes der Tibeter. Die Worte des Friedensnobelpreisträgers wurden zur Eröffnung der Parlamentssitzung im nordindischen Dharamsala verlesen und anschließend im Internet veröffentlicht.
"Es ist extrem wichtig, dass wir die Kontinuität unserer tibetischen Exil-Regierung und unseres Kampfes sicherstellen, bis das Thema Tibet erfolgreich gelöst ist", hieß es weiter. "Wenn wir noch mehrere Jahrzehnte im Exil bleiben müssen, wird unausweichlich eine Zeit kommen, zu der ich nicht mehr in der Lage sein werde zu führen. Deswegen ist es notwendig, dass wir ein solides Regierungssystem schaffen, solange ich dazu in der Lage bin und gesund bleibe."
Dalai Lama zieht sich zurück
Der Dalai Lama hatte am Donnerstag angekündigt, als politisches Oberhaupt der Tibeter zurückzutreten. Als religiöser Führer bleibe er aber aktiv, teilte er am 52. Jahrestag des Aufstandes der Tibeter 1959 gegen die chinesische Besatzung mit. Er wolle sich auch weiter "für die gerechte Sache Tibets" einsetzen. Seine politischen Befugnisse wolle er an die demokratisch gewählten Vertreter der Tibeter übergeben.
Indische Medien hatten berichtet, die Abgeordneten könnten eine Entscheidung vertagen, bis ein neues Exil-Parlament und ein neuer Exil-Premierminister gewählt werden. Die Wahl ist für den 20. März geplant, Ergebnisse werden erst für den 25. April erwartet.
diePresse.com, 15.03.2011
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