Chinesen üben Druck auf Zürcher Stadtrat aus
Zwei Wochen vor dem Besuch des Dalai Lamas im Grossmünster in Zürich ist sich der Stadtrat noch immer nicht sicher, ob es einem seiner Mitglieder möglich sein wird, dem Anlass beizuwohnen. Dies schreibt er in seiner Antwort auf eine dringliche schriftliche Anfrage, die von den Gemeinderäten Markus Merki (glp.) und Pascal Lamprecht (sp.) sowie 48 Mitunterzeichnenden eingereicht worden ist. Da der Anlass mitten in den Herbstferien stattfinde, sei eine Teilnahme aus terminlichen Gründen für den Stadtrat schwierig.
Im Antwortschreiben wird ausserdem angegeben, das chinesische Generalkonsulat in Zürich habe sich mehrfach dahingehend geäussert, dass es ihm lieber wäre, wenn Mitglieder des Stadtrats auf persönliche Treffen mit dem Oberhaupt der Tibeter verzichten würden. Dies sei vom Stadtrat zur Kenntnis genommen worden, schreibt er. Allerdings handle man autonom. Ausserdem pflege man in Zürich grundsätzlich den Austausch mit allen Religionen und deren Vertreterinnen und Vertretern.
Ein politischer Gast wird dem Anlass dennoch beiwohnen: Regierungsrat Mario Fehr (sp.) wurde vom Pfarrer des Grossmünsters, Christoph Sigrist, persönlich eingeladen und wird ein Grusswort an die Versammelten richten. Bis 2011 war Fehr während seiner Tätigkeit als Nationalrat Präsident der parlamentarischen Gruppe für Tibet. Er sehe kein diplomatisches Problem darin, dem Anlass im Grossmünster beizuwohnen. Die Zürcher Regierung entscheide immer selbständig, wen sie treffe, erklärte er in der NZZ vom 15. September.
Der Dalai Lama wird das Grossmünster auf Einladung von Pfarrer Sigrist am 15. Oktober besuchen und einem internationalen Friedensgebet beiwohnen. Neben christlichen Gebeten sollen bei der ökumenischen Veranstaltung auch muslimische, jüdische und hinduistische Gebete gelesen werden.
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