Erneut hat sich in Tibet eine Selbstverbrennung ereignet. Tenzin Sherab, ein tibetischer Nomade, dessen Alter mit Anfang Dreißig angegeben wurde, soll dabei seinen Verletzungen erlegen sein. Die Selbstanzündung erfolgte am Montag, 27. Mai, wie aus tibetischen Exilquellen verlautete. Ort des Geschehens war die Region Gyaring in der Tibetisch Autonomen Präfektur Yushu, die verwaltungsmäßig zur Provinz Qinghai zählt. Den Quellen zufolge soll die Polizei Tenzin Sherabs Leichnam zunächst beschlagnahmt, ihn jedoch später seiner Familie übergeben haben. Offenbar wurden die Angehörigen von den Behörden hinsichtlich möglicher Gründe für Tenzin Sherabs Tat befragt.

Tenzin Sherab stammt aus einem Dorf im Landkreis Chumarleb (chin.: Qumarleb/Qumalai) am Oberlauf des Dri Chu, der Tausende Kilometer weiter östlich als Jangtsekiang ins Meer mündet. Exilquellen zufolge soll seine Familie von den Behörden im Rahmen ihres Ansiedlungsprogramms für tibetische Nomaden in Chumarleb sesshaft gemacht worden sein. Diese Politik geht häufig mit Landbeschlagnahme und der Einzäunung von vordem freiem Weideland einher und stellt in vielen Fällen eine drastische Einschränkung der wirtschaftlichen Entfaltungsmöglichkeiten der Nomadenfamilien dar. Eine tibetische Exilquelle geht davon aus, dass Tenzin Sherab zum Zeitpunkt seiner Selbstverbrennung auf der Suche nach Raupenpilzen unterwegs war, die für viele Tibeter inzwischen eine wichtige Einkommensquelle darstellen, da sie – in ihrer traditionellen Nomadenwirtschaft eingeschränkt – auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen haben, mit den zugewanderten Han-Chinesen zu konkurrieren. Tenzin Sherab hatte noch vier jüngere Geschwister. Gegenüber Freunden soll er Sorge um das Überleben der tibetischen Kultur und Religion zum Ausdruck gebracht haben.

Tenzin Sherabs Selbstverbrennung ist die erste in dieser dünn besiedelten Region und zudem die erste nach einer Pause von über einem Monat. Zuletzt hatten sich am 24. April zwei Mönche im Taktsang Lhamo Kirti Kloster in Dzorge, Sichuan, selbst angezündet. Eine Liste mit den Namen und Daten der 117 bekannt gewordenen Selbstanzündungen in Tibet und China seit Februar finden Sie auf der Internet-Seite der International Campaign for Tibet.

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