Obama empfängt Dalai Lama – China verärgert
Bei einem Treffen mit dem Dalai Lama hat US-Präsident Barack Obama den Tibetern seine Rückendeckung zugesichert und damit Chinas Führung verärgert. Obama unterstütze die Verteidigung der Menschenrechte in der autonomen Region, erklärte das Weisse Haus, in dessen Räumlichkeiten das geistliche Oberhaupt der Tibeter trotz vehementer Proteste Pekings am Freitag empfangen worden war.
Als Reaktion wurde der diplomatische Geschäftsträger der USA in China einbestellt. Peking warf Obama eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas vor: Die Einladung des Dalai Lama nach Washington füge dem Verhältnis zwischen den USA und China ernsthaften Schaden zu, sagte der chinesische Vize-Aussenminister Zhang Yesui nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Als Zeichen des Protests wurde der US-Diplomat Daniel Kritenbrink in das Aussenministerium in Peking zitiert.
Die chinesische Regierung hatte Obama zuvor aufgefordert, das Treffen im Weissen Haus abzusagen. Sie wirft dem Dalai Lama vor, Tibet von der Volksrepublik China abspalten zu wollen, und versucht seit Jahrzehnten, Treffen des im Exil lebenden geistlichen Oberhaupts mit ausländischen Würdenträgern zu verhindern.
Eine «starke Botschaft»
Das Gespräch zwischen den beiden Friedensnobelpreisträgern fand am Freitag im Kartenraum des Weissen Hauses statt, nicht wie sonst bei ausländischen Staatsgästen üblich im Oval Office. Der Chef der tibetischen Exilregierung, Lobsang Sangay, sprach nach dem Treffen hinter verschlossenen Türen von einer «starken Botschaft». Das Treffen gebe den Tibetern Hoffnung, «dass ihre Stimmen gehört werden, sogar von der weltweit mächtigsten Person». Obama hatte den Daila Lama zuletzt im Jahr 2011 getroffen, insgesamt war es die dritte Zusammenkunft der beiden.
Die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Caitlin Hayden, hatte vorab angekündigt, Obama empfange den Dalai Lama in seiner Eigenschaft als «international respektierten religiösen und kulturellen Führer». Die US-Regierung unterstütze die Haltung des Dalai Lama in der Tibet-Frage, erkenne jedoch an, dass das Gebiet Teil Chinas sei. Gleichzeitig äusserte sich Hayden besorgt «über die anhaltenden Spannungen und die sich verschlechternde Menschenrechtslage in den tibetischen Gebieten».
Grössere Autonomie
Der buddhistische Geistliche, der seit seiner Flucht nach einem gescheiterten Aufstand 1959 mit zahlreichen Landsleuten im Exil in Nordindien lebt, strebt eigenen Angaben zufolge nicht die Unabhängigkeit, sondern grössere Autonomie für die Tibeter an. Sein Verhältnis zu Peking ist äusserst angespannt.
China hält Tibet seit dem Jahr 1951 besetzt und kontrolliert die autonome Region sowie die anliegenden Provinzen, in denen ebenfalls zahlreiche Tibeter leben, mit harter Hand. Die Tibeter klagen über eine soziale und kulturelle Unterdrückung durch die Regierung in Peking. Aus Protest gegen die chinesische Herrschaft haben sich in den vergangenen Jahren 120 Tibeter selbst angezündet.
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