Sikyong Dr. Lobsang Sangay in der Schweiz

Bülach, 28. Januar 2018: Die TGSL hatte heute die Ehre, den Präsidenten der tibetischen Zentraladministration (CTA) in der Schweiz zu empfangen. Dr. Lobsang Sangay hielt dabei in Bülach eine öffentliche Rede für die ansässigen Tibeter.

Auf seiner Reise durch Europa hat Dr. Lobsang Sangay nach Frankreich und Belgien auch die Schweiz besucht. Bei seiner Ankunft heute Vormittag vor der Stadthalle Bülach wurde er von einer frenetischen Menge mit tibetischen und Schweizer Fahnen empfangen. Die Stimmung war feierlich und losgelöst, obwohl auf der anderen Strassenseite eine kleine Gruppe von Demonstranten friedlich mit Plakaten gegen die Politik des Präsidenten protestierte.

In ihren einleitenden Ansprachen hiessen der TGSL-Präsident, der Repräsentant Seiner Heiligkeit des Dalai Lamas in der Schweiz sowie ein Mitglied des tibetischen Exilparlaments Dr. Lobsang Sangay willkommen und bedankten sich für seine Teilnahme an dieser Veranstaltung. Dabei wurden auch die kommenden Erneuerungswahlen in der TGSL angesprochen und alle Anwesenden wurden dazu aufgerufen, sich aktiv bei diesen Wahlen zu beteiligen.

Auch Dr. Lobsang Sangay betonte, wie wichtig es ist, dass die Tibeter im Exil ihre demokratischen Rechte und Pflichten wahrnehmen. Eine hohe Beteiligung bei Wahlen auf regionaler sowie auf überregionaler Ebene seien entscheidend für die Legitimation der CTA und somit für die tibetische Sache. Bezüglich den Protesten gegen ihn, stellte Dr. Lobsang Sangay klar, dass man in einer Demokratie die Meinungsfreiheit respektieren muss. Er akzeptiere daher, dass nicht alle Tibeter mit seiner Politik und seinen Entscheidungen einverstanden sind, obwohl er selber nicht mit den Anliegen der Demonstranten einverstanden sei.
Die politische Situation in Tibet bleibt angespannt, wie der Fall von Tashi Wangchuk zeigt. Er ist seit nunmehr zwei Jahren unter dem Vorwurf des „Aufhetzens zum Separatismus“ in chinesischer Haft.  Ausserdem gehen auch die Selbstverbrennungen weiter. Seit 2009 haben sich bereits über 150 Tibeter im Protest gegen die Besetzung Tibets durch China auf diese Weise das Leben genommen. Dr. Lobsang Sangay erklärte wie seine Administration die Problematik mit einer Mischung aus kurz- und langfristiger Planung darauf reagieren will. Das sogenannte «5/50-Programm» beruhe auf dem Rat Seiner Heiligkeit des Dalai Lamas: "Hoffnung auf das Beste und Vorbereitung auf das Schlimmste". Es sieht vor, die Bemühungen um eine Lösung der Tibet-Frage in fünf Jahren auf der Grundlage des «Mittleren-Weg-Ansatzes» und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der CTA zu gewährleisten, um den tibetischen Freiheitskampf aufrechtzuerhalten und die tibetische Kultur bei Bedarf für die nächsten fünfzig Jahre zu erhalten.

Nach wie vor ein heiss diskutiertes Thema ist die regionale Zugehörigkeit von politischen Amtsträgern im tibetischen Exil. Für gewisse Gruppen scheint es besonders wichtig zu sein, ob eine Person aus ihrer ursprünglichen Region in Tibet, also einen der drei Provinzen (Amdo, Kham oder Ü-Tsang) stammt. «Ich bin der Meinung, dass man Leute nach ihren Kompetenzen und nicht nach ihrer Herkunft wählen sollte. Ausserdem leben wir im Exil und es ist hier nicht relevant, aus welcher Provinz man stammt. Entscheidend ist, dass wir alle Tibeter sind», sagte Dr. Lobsang Sangay dazu. Er rief zu mehr Einheit auf und warnte, dass eine Fokussierung auf die regionale Zugehörigkeit wie ein Gift wirke auf die tibetische Gemeinschaft und eher den Gegnern der tibetischen Sache nützen würde.

Stolz erwähnte Dr. Lobsang Sangay, dass die offiziellen Webseiten der CTA (www.tibet.net und www.tibetonline.tv) überarbeitet wurden und täglich mehrere Tausend Besucher verzeichnen können. Er rief das Publikum dazu auf, diese Plattformen regelmässig zu besuchen: «Wir Tibeter leben mittlerweile auf der ganzen Welt verstreut. Ich hoffe, dass wir mit diesen Webseiten dazu beitragen können, dass trotz diesem unglücklichen Umstand ein Gemeinschaftsgefühl aufrecht gehalten werden kann.» 

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