Im Vorfeld hatten die Tibeter angekündigt, dafür zu sorgen, dass die Fahrt ins Hotel in Zürich für den Ministerpräsidenten zum «Spiessrutenlauf» werde. Sie planten eine Strassenblockade und wollten an einer Parkhausfassade sowie auf einer Autobahnbrücke Transparente entrollen. Ein riesiges Polizeiaufgebot überwachte die Umgebung des Flughafens und kontrollierte Personen, die sich den neuralgischen Stellen näherten. Die wartenden Aktivisten bekamen aber den Gästekonvoi nie zu Gesicht, denn die Fahrzeuge verliessen das Gelände auf einer anderen Route.

So konnten die Demonstranten ihren Unmut lediglich mit Banderolen zum Ausdruck bringen, die in der dunklen Einöde kaum beachtet an einem Parkhaus hingen. Die Plakataufschriften drückten auch Kritik an der Schweizer Politik aus: Das kurz vor dem Abschluss stehende Freihandelsabkommen mit China wurde auf den Transparenten als Geschäft mit Mördern gebrandmarkt.

Die am Flughafen geplante Aktion war unbewilligt. Heute in Bern, wo Li die Nationalbank besuchen und die Bundesräte Ueli Maurer, Didier Burkhalter und Johann Schneider-Ammann treffen soll, planen die tibetischen Aktivisten weitere Kundgebungen.

Der chinesische Ministerpräsident übernachtete in Zürich im Hotel Dolder, wo ebenfalls ein Heer an Polizisten – inklusive Scharfschützen auf dem Dach – die Sicherheit des Gastes gewährleistete und unwillkommene Besucher fernhielt.

Die düpierten Aktivisten schreiben in einem Communiqué, dass in der Schweiz die Massnahmen gegen Proteste von Tibetern seit 1999 derart erhöht worden seien, dass Grundrechte wie die freie Meinungsäusserung auf «unschweizerische und undemokratische Weise» unterdrückt würden.

1999 war es beim Besuch des damaligen chinesischen Staatspräsidenten Jiang Zemin in Bern zu einem Eklat gekommen. Dieser hatte der Schweiz die Freundschaft aufgekündigt, weil er in Bern an tibetischen Demonstranten vorbeifahren musste und sich Protestierende auf Dächern aufgehalten hatten, was als Sicherheitsrisiko für die Staatsgäste eingestuft worden war.

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